Smart Farming-Technologien – warum gelingt kein flächendeckender Einsatz

von | 19. Januar 2024

Smart Farming-Technologien wie Agrarsoftware, GPS-gesteuerte Traktoren, Drohnen, Sensoren, Wetterstationen und Feldroboter das Potenzial haben, unsere Landwirtschaft zu revolutionieren, doch es stellt sich eine wichtige Frage: Warum werden diese innovativen Technologien nicht flächendeckend eingesetzt? Der Grund dafür liegt in vielen Fällen im Marketing.

Positive Einstellung, doch zögerlicher Einsatz

Beginnen wir mal mit der Faktenlage: In der deutschen Landwirtschaft herrscht eine überwiegend positive Einstellung zur fortschreitenden Digitalisierung. Laut der AFC Smart-Farming-Studie 2023 sehen 56 % der befragten Landwirte in den neuen digitalen Möglichkeiten eine Chance für ihre Betriebe. Interessanterweise nimmt diese positive Sicht mit der Größe des Betriebes zu. Jedoch bleibt ein Drittel der Befragten neutral und verbindet weder spezifische Chancen noch Risiken mit dem digitalen Wandel.

Tierhaltung vs. Pflanzenbau

Bezüglich des Einsatzes von Smart-Farming-Technologien zeigt die Studie, dass diese vermehrt in der Tierhaltung zum Einsatz kommt und weniger im Bereich des Pflanzenbaus. Trotz einer allgemeinen Zurückhaltung setzen bereits mehr als ein Drittel der Landwirte bestimmte Technologien in der Tierhaltung ein, und fast 18 % ziehen dies in Erwägung. Im Pflanzenbau nutzen fast ein Drittel der Landwirte digitale Technologien aktiv, und über ein Viertel plant deren zukünftigen Einsatz. Technologien wie GPS-gesteuerte Landmaschinen, digitale Ackerschlagkarteien und Drohnen finden bereits erhebliche Anwendung, wobei die Nutzung von Drohnen im Vergleich zu 2021 signifikant gestiegen ist.

Kriterien für Technologieauswahl: Wirtschaftlichkeit und Benutzerfreundlichkeit

Die Studie identifiziert den erwarteten wirtschaftlichen Nutzen als das Hauptkriterium für Landwirte bei der Auswahl von Smart-Farming-Technologien. Die Benutzerfreundlichkeit rangiert an zweiter Stelle. Auffällig ist, dass der erwartete ökologische Nutzen bei der Entscheidung eine geringere Rolle spielt. Zu den Haupthemmnissen für eine stärkere Integration von Smart-Farming-Technologien zählen der hohe finanzielle Aufwand sowie der begrenzte Mehrwert und Defizite bei digitalen Schnittstellen und Konnektivität.

Zufriedenheit mit Technologien und Herstellern: Raum für Verbesserung

In Bezug auf die Zufriedenheit mit den vorhandenen Technologien und Herstellern äußern sich die Landwirte besonders positiv über Lenksysteme, Sensorik und Anwendungen im Betriebsmanagement. Weniger zufrieden sind sie mit Online-Betriebsmitteleinkäufen und einigen Agrar-Apps. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass die meisten der eingesetzten Technologien auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind, allerdings gibt es bei der Betreuungsqualität durch die Anbieter Verbesserungspotenzial.

Die Landwirtschaft zeigt sich offen

Das zeigt: Viele Landwirte stehen der Digitalisierung offen gegenüber, doch der umfassende Einsatz von Technologien wie Sensoren und anderen digitaler Helfern bleibt oft ein Zukunftsthema. Der Grund? Ein möglicher Mangel an Interesse seitens der Landwirte ist nicht das Hauptproblem. Vielmehr sehen viele Betriebe die Kosten kritisch. Und genau hier ist es an den Herstellern und Händlern vernünftig zu kommunizieren. Hand aufs Herz: Versorgen Sie Ihre Kunden mit Kosten-Nutzen-Rechnungen für digitale Technologien? Können Sie Ihren Kunden aufzeigen, welche Probleme die Technik löst und welche Vorteile das schlussendlich bringt?

Maschinen im Fokus

In der Kommunikation vieler Hersteller und Händler stehen oft die Maschinen selbst im Mittelpunkt, während die digitalen Aspekte als Beiwerk behandelt werden. Na klar – ein Traktor mit ordentlich PS unter der Haube macht eben mehr her als eine zusätzliche App. Doch die Zukunft verändert die Bedürfnisse der Betriebe: Statt großer Maschinen werden smarte Prozesse immer wichtiger. Hier besteht ein deutlicher Nachholbedarf in der Kommunikationsstrategie. 

Die Kundenbrille aufsetzen

Für ein erfolgreiches Agrarmarketing ist es essenziell, dass Hersteller die Bedürfnisse und Herausforderungen der Landwirte verstehen und in ihre Kommunikationsstrategie integrieren. Es reicht nicht aus, nur die technischen Merkmale einer Maschine hervorzuheben. Vielmehr muss klar kommuniziert werden, wie diese Technologien spezifische Probleme in der Landwirtschaft lösen können. Es geht darum, eine Brücke zwischen der technischen Welt der Maschinen und den realen Bedürfnissen der Landwirte zu schlagen. Nur so können Smart Farming-Technologien ihre “PS auf die Straße” bringen und zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft beitragen.

Noch näher am Kunden

Auch beim Thema Entwicklung neuer Technologien können Sie Ihre Kunden mitnehmen. Laut AFC sprechen sich 59 % der für eine stärkere Beteiligung an Entwicklungsprozessen aus. Für die Zukunft wünschen sie sich insbesondere einfachere Anwendungen, die einen erheblichen Mehrwert bieten, verbesserte Konnektivität, Kompatibilität zwischen verschiedenen Herstellern und eine deutliche Kostensenkung.